Ein paar Worte zur Pflege im Garten

Die Pflege ist bei der seriösen Pflanzplanung oft das entscheidende, weil limitierende Moment. Bei jedem Garten gilt es zu ermitteln, welches Know-how vor Ort vorhanden ist und welcher Aufwand zum Erhalt der Attraktivität einer Pflanzung geleistet werden kann und soll, unabhängig davon, ob selbst gepflegt oder diese Aufgabe delegiert wird.
Denn auf diese Ressource wird eine nachhaltige Planung optimiert.

Ein Staudenbeet, dass im 6. Jahr ohne Pflege auskommt
FOTO: © Torsten Matschiess

Ein Staudenbeet, dass im 6. Jahr ohne Pflege oder Rückschnitt auskommt. (Foto: Torsten Matschiess)

Das selbe Staudenbeet zur Blüte der Rose 'Complicata' im 5. Jahr ohne Pflege 
 FOTO: © Jürgen Becker

Das selbe Beet zur Blüte der Rose 'Complicata' im 5. Jahr ohne Pflege (Foto: Jürgen Becker)

Standortgerechte Pflanzenverwendung

Bei diesem Konzept erfolgt die Gestaltung einer Pflanzung unter starker Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse von Stauden an ihren Standort. Stimmen Wasser-, Licht- und Nährstoffmenge, sowie die Bodenverhältnisse und stehen die richtigen Pflanzpartner in der richtigen Häufung (Geselligkeit) beieinander?
Eine solche Pflanzplanung ist langlebiger und weniger pflegebedürftig. Im Ausland wurde für diese sehr deutsche Spezialität der Begriff New German Style geprägt.

Blüte der Rosa damascena 'York & Lancaster' im 5. Jahr ohne Pflege 
FOTO: © Jürgen Becker

Sesleria autumnalis unter Rosa damascena 'York & Lancaster' im 5. Jahr ohne Pflege (Foto: Jürgen Becker)

Jährlicher Rückschnitt nach Anwachsphase

Selbst bei einer standortgerechten Pflanzenverwendung benötigen die meisten Stauden und Ziergräser einen regelmäßigen, zumeist jährlichen Rückschnitt. In der Anwachsphase gilt es zusätzlich, die noch relativ großen Zwischenräume von unerwünschtem Bewuchs freizuhalten. Stören können sogenannte Wildkräuter, früher "Unkraut" genannt, aber auch gepflanzte Stauden, die sich plötzlich und unmäßig versamen. Das kommt gelegentlich sogar bei Pflanzen vor, die eigentlich nicht als lästig gelten.
Hat sich die Pflanzung nach zwei, drei Jahren etabliert, ist nur noch ein jährlicher Rückschnitt mit gelegentlichen Jätegängen erforderlich.

Blüte Sanguisorba 'Blackthorn' im 5. Jahr ohne Pflege 
FOTO: © Jürgen Becker

Blüte Sanguisorba 'Blackthorn' im 5. Jahr ohne Pflege (Foto: Jürgen Becker)

Samenstand vom Vorjahr im 6. Jahr ohne Pflege  
FOTO: © Torsten Matschiess

Im 6. Jahr ohne Pflege: 'Blackthorn'-Samenstand vom Vorjahr (Foto: Torsten Matschiess)

Rasen vs. Staudenbeet

Mit einem Aufwand von 4-6 Minuten je Jahr und Quadratmeter kann eine eingewachsene Staudenpflanzung langfristig im Niveau erhalten werden. Ein englischer Rasen kommt im Vergleich dazu auf 12-20 Minuten. Ob ein Rasenroboter im Vergleich zu den Kosten einer externen Gartenkraft günstiger wird, hängt ein bisschen von der Lebenserwartung das Roboters ab. Fünf Jahre muss er schon durchhalten, bis sich seine Anschaffung rechtfertigt. Und dann wurde noch nicht gewässert!

Intensive Pflege

Es gibt verschiedene Arten von Gartenkultur, deren Tradition in Ermangelung von Fachkräften und Budget nur noch durch Privatpersonen oder speziell dafür geschaffene Organisationen geleistet werden kann.
Wer jetzt an sogenannte englische Rabatte denkt, die gerne mal 20, 30 Minuten Arbeit je Quadratmeter und Jahr erfordern, sollte den klassischen Bauerngarten nicht außer Acht lassen. Die hier verwendeten Stauden sind oft schnellwüchsig und kurzlebig. Sie wollen deshalb jedes Jahr identifiziert, aufgenommen, geteilt und neu aufgepflanzt werden.

Blüte Bistorta amplexicaulis 'Fine Pink' im 4. Jahr ohne Pflege 
FOTO: © Jürgen Becker

Bistorta amplexicaulis 'Fine Pink' im 4. Jahr ohne Rückschnitt oder sonstige Pflege (Foto: Jürgen Becker)

Kurzlebig - Wirklich?

Heute haben sich gärtnernde Menschen zum Teil daran gewöhnt, dass Stauden wie die Sorten der Duftnessel (Agastache-Hybride 'After Eight' oder 'Blue Fortune'), die Nachtviole (Hesperis matronalis), Schafgarbe (Achillea millefolium 'Terracotta' oder 'Paprika') oder Berg-Aster (Aster amellus) als kurzlebig gelten. Sie könnten leicht durch Stecklinge oder regelmäßige Teilung erhalten werden.

Blick auf die gesamte Pflanzung  im 5. Jahr ohne Pflege
 FOTO: © Torsten Matschiess

Blick auf die gesamte Pflanzung im 5. Jahr, ohne dass diese je betreten worden wäre: Bistorta amplexicaulis 'Janet', Sanguisorba 'Blackthorn', Calamagrostis acutiflora 'Karl Foerster' (ehemals Calamagrostis ×acutiflora 'Karl Foerster'), Deschampsia cespitosa und auf der rechten Seite: Euphorbia cyparissias 'Fens Ruby' (Foto: Torsten Matschiess)

Extensive Pflege

Es gibt Staudenpflanzungen, die nicht nur auf den Standort optimiert sind, eine natürliche Geselligkeit aufweisen und optimale Pflanzpartner miteinander kombinieren, sondern auch auf eine geringe Pflege und ein weniger ausgewogenes Wetter hin abgestimmt werden. Bereits in der Planung wird die den Pflanzen eigene Dynamik zugestanden und ein gewisses Laissez-faire im Garten zugelassen.
Solche Pflanzungen ähneln einer Wiese und können wie diese gepflegt werden: ein oder zweimal im Jahr erfolgt eine Mahd, zum Beispiel mit einem Rasenmäher. Nach einer gewissen Zeitspanne - fünf bis sieben Jahre - können solche Pflanzungen kritisch bewertet und danach gärtnerisch verbessert werden, indem bestimmte Arten ausgedünnt, andere neue gepflanzt werden. Auf diesem Wege wird bei minimaler Pflege und einem gewissen Know-how eine sehr authentische Pflanzung ermöglicht, die zwei wichtige Tugenden vereint: Attraktivität und Resilienz.

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Diese Seite ist Teil einiger Informationsseiten mit gärtnerischem Fachwissen und Meinungsbeiträgen (Blog). Sie dienen dem Interesse an der Arbeitsweise des Gartenplaners Torsten Matschiess und seinem Studio für Pflanzplanung und Gartengestaltung. Die Seiten werden laufend erweitert. Weitergehende Informationen finden Sie im Gartenratgeber und SPIEGEL-Bestseller "Und es wächst doch!", sowie im ebenfalls preisgekrönten "Avantgardening: Plädoyer für gegenwärtiges Gärtnern" über naturalistische Gartengestaltung und die erfolgreiche Erschließung großer Gärten.


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